Mittwoch, 28. März 2012

„Projektmanagement" kann doch jeder.

„Projektmanagement"  kann doch jeder. Ja klar, und kochen auch. Nur, ob das hinterher auch schmeckt, dass ist dann wieder eine ganz andere Frage. Und ob man auch satt wird, ist auch nicht immer ganz klar, oder ob man das Essen vielleicht sogar wegwerfen muss, ist ein durchaus vorhandenes Risiko. Oder würgt man es sich runter, weil man ja irgendwie überleben muss? Hole ich mir vielleicht sogar noch Folgeschäden durch ein komplett versautes Essen?

Ein Meisterkoch (c) Benjamin Thorn  / pixelio.de

Wenn Du also gutes Essen willst, dann brauchst Du einen guten Koch, der weiß wie man kocht und von dem Du weißt, dass er kochen kann. Du suchst Dir einen Profi. Schließlich gehst Du auch nicht mal eben so auf gut Glück in ein unbekanntes Restaurant um mit Deiner Frau einen schönen Abend zu verbringen. Da schaust Du Dir vorher erst einmal einige Referenzen an und fragst nach, wie das Essen und das Ambiente und der Service ist, machst vorher vielleicht sogar ein Testessen - das machst Du doch, oder?

Aber nein, Du selbst bist natürlich ein richtig guter Manager kraft Deiner Persönlichkeit, Ausstrahlung und langjährigen Erfahrung, aber Du kannst Dich ja nicht um alles selbst kümmern. Dein Projektmanager ist kein erfahrener Mann, zertifiziert schon dreimal nicht. Deshalb hilfst Du Deinem Projektmanager, seine eigene Beschränktheit zu überwinden, in dem Du ihm erklärst, dass man nur wollen muss. Dann klappt das schon alles. Ja, da kann ich doch nur alles Gute wünschen, vor allem für Deine eigene gesundheitliche Genesung, denn psychische Störungen können durchaus länger anhalten.

Mir scheint es, als ob es in Projekten teilweise völlig anders läuft. Häufig dominiert das Wunschdenken des Auftraggebers. Einwände des Projektmanagers werden gerne überhört, auch wenn er noch so wehement die Kosten- und Terminziele für unrealistisch hält. Die Einwände prallen am Auftraggeber ab wie Bewegung und Diäten bei Reiner Calmund. Da der Auftraggeber als gestandener Manager es anscheinend nicht akzeptieren kann, dass sein Mitarbeiter auf seinem Gebiet des Projektmanagements, spezielle Fachkenntnisse erworben hat, die seinen eigenen Kenntnissen überlegen sein könnten.

Und es passieren noch ganz andere Dinge, deshalb ein kurzer Schwank aus einem Beratungsprojekt:


„Das läuft schon irgendwie!“

Vor nicht allzu langer Zeit konnte ich in einem mittelständischen Unternehmen eine Analyse über die Projektorganisation machen. Ich schaute mir also die Projektunterlagen an, Projektpläne, Spezifikationen und Verträge. Ich interviewte den Projektleiter und viele Mitarbeiter, die neben ihrem Tagesgeschäft in die Projektrealisierung hätten eingebunden sein sollen. Sie hatten zumindest schon mal was davon gehört, aber weder war die sachliche Einweisung erfolgt noch waren Ressourcenfragen geklärt. Bei genauerer Überprüfung stellte ich fest, dass viele strukturelle Fragen zum Projekt offen waren. Überhaupt nicht geklärt war die Aufgabenabgrenzung zwischen einzelnen Teilaufgaben. Darüber hinaus war die Planung lückenhaft und zwischen Teilaufgaben war häufig die Koordination ungenau und nicht festgelegt.

Eine besondere Leistung war, dass es bereits viele Meetings gegeben hatte, denen aber keine Aktionspunkte und Taten gefolgt sind. Ich kam somit relativ schnell zu dem Ergebnis, dass das Projekt also schon im Verzug war, ohne dass das direkt erkennbar war, weil zu diesem Zeitpunkt noch kein Meilenstein gerissen wurde.

Meine Analysebeobachtungen habe ich dem Projektleiter und dem Geschäftsführer mitgeteilt, es wurde lächelnd zur Kenntnis genommen. Monate später habe ich dann zufällig erfahren, dass das Projekt komplett den Bach runtergegangen ist.


„Sei ein Profi“

Deshalb meine Empfehlung an den Projektmanager: Der Projektmanager muss wie ein Profi arbeiten. Er muss das Handwerkszeug und die Methodiken beherrschen und einsetzen können, die er in der täglichen Praxis benötigt. Er muss professionelle Tools verwenden. Eine Terminplanung in Excel könnte durchaus als Dilettantismus auf hohem Niveau durchgehen.
Die Art und Weise wie der Projektmanager sich und sein Projekt „verkauft“ sind sehr wesentlich und beeinflussen die Reaktionen und Aktionen des Auftraggebers und/oder Kunden.

Sollten dem Projektleiter merkwürdige Verhaltensweisen bei seinen Auftraggebern auffallen, dann wird es höchste Zeit sich über sein eigenes Tun Gedanken zu machen. Wie sagte schon Hermes: Wie innen - so außen, wie außen - so innen.

Darüberhinaus muss er der Kümmerer des Projektes sein, der Dirigent eines Orchesters, der Paul Bocuse der aus einfachen Gewürzen und Lebensmitteln ein perfektes Menü zaubert.

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