Mittwoch, 6. Juni 2012

Falsche Ziele zerstören die Motivation

falsche Motibation?  Bild-(C): Stefan Bayer/pixelio.de
Eine durchaus bekannte Situation. Sie haben Ziele im Projekt, befinden sich mitten im Projekt und dann stellt sich heraus, dass die Ziele falsch sind. Die ganze Arbeit, die sie bis dahin gemacht haben ist möglicherweise komplett umsonst gewesen. Gibt es noch etwas Demotivierenderes?

Der psychologische Hintergrund ist die Selbstbestimmungstheorie der Motivation. Demnach motiviert uns eine Tätigkeit dann, wenn wir damit bestimmte Ziele erreichen, und zwar Autonomie, Kompetenz oder Zugehörigkeit.  Gemäß einer aktuellen wissenschaftlichen Studie von Ayelet Fishbach (Universität Chicago) und Jinhee Choi (Universität Seoul) reichen diese Kriterien aber noch lange nicht aus, weil gewisse Ziele unsere Motivation sogar ruinieren können.

Zu diesem Ergebnis kamen die beiden Wissenschaftlerinnen in vier verschiedenen Experimenten. Mal sollten sie sich im Fitnessstudio beweisen, in Origami versuchen, mal regelmäßig Zahnseide benutzen, mal Yoga üben. Das Ergebnis war stets gleich: Wer sich auf externe Ziele konzentrierte (bspw. ich will durch die Fitness abnehmen, oder stärker und ausdauernder werden), widmete sich der Aufgabe zunächst mit größerer Hingabe, dann aber ließ die Motivation umso schneller nach. Ganz im Gegenteil zu jenen, die sich auf die Aufgabe an sich konzentrierten. Sie zeigten nicht nur größere Ausdauer und Geduld, sondern hatten auch mehr Spaß daran.

Ein erfahrener Projektleiter weiß schon lange, dass äußere Anreize, wie etwa finanzielle Belohnungen, die innere Motivation der Mitarbeiter zerstören. Das Problem ist, dass der Fokus auf die Belohnung gelegt wird und nicht auf das Tun. Ein erfahrener Projektleiter weiß auch: Wenn wir etwas gerne tun, etwa, weil wir es genießen oder daraus lernen, sind die Projektmitarbeiter von alleine motiviert. Bringen wir nun die Belohnung ins Spiel, fokussieren wir uns stärker auf dies - und gehen der Tätigkeit nicht mehr aus purem Vergnügen, sondern reinem Profitstreben nach. Ganz einfach gesagt: Wir verlieren die Lust.

Darüber hinaus haben Fischbach und Choi aufgezeigt, dass es noch nicht mal monetärer Anreize bedarf, um die Motivation zu zerstören. Es reicht schon, wenn man die falschen Ziele setzt. Fischbach nennt ein simples Beispiel: Wenn man Sport treibt, sollte man sich nicht auf die Gewichtsreduktion oder den Sixpack konzentrieren.  Wichtiger sei der unmittelbare Nutzen, der sich bereits beim Sport zeige, wie beispielsweise Entspannung. "Weil diese inneren Anreize schon während der Aktivität auftreten, bleiben wir länger interessiert", sagt Fischbach - und länger motiviert.

In diesem Sinne sollte also ein erfahrender Projektmanager seine Ziele intensiv überprüfen und sollte sich genügend Zeit für das Scoping nehmen. Nur so kann man die Grundlagen für ein erfolgreiches Projekt legen.


Quelle:
Ayelet Fishbach und Jinhee Choi (2012). When Thinking about Goals Undermines Goal Pursuit. Organizational Behavior and Human Decision Processes, Band 118, Ausgabe 2, Seite 99 - 107.

http://faculty.chicagobooth.edu/ayelet.fishbach/research/OBHDP%2010-318R2%20Fishbach%20and%20Choi.pdf

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